Sonntag, 18. Oktober 2009


Hallo, da sind wir schon wieder.... Schneller als gedacht...

Man glaubt es kaum - wir sind im Bush und online - aber spätestens daran erkennen wir, dass wir in einem 3. Welt Land sind. Die Online-Verbindung/Geschwindigkeit ist nicht mit unseren Verhältnissen zu vergleichen. Deshalb heute nur ein Bild und viel Text. Beim nächsten Mal gibt's neue Bilder.

Opi Peter, congratulations zum Riesenpilz, Pilze gibt's hier nur in der Regenzeit - direkt vom Termitenhügel - sollen sehr lecker schmecken;

Lieber Julius, Victor können wir voll verstehen, dass ihr kommen wollt; Autofahren ist voll cool; beim nächsten Mal gibt's neue Bilder; Morgen fahren wir zu den Elefanten;

Tante Benita,

noch finde ich die Pools etwas kalt, aber spätestens auf den Seychellen steige ich in das Schwimmtraining ein; Sonst geht's mir gut und Mami und Papi passen gut auf mich auf - ein bisschen tanze ich ihnen momentan auf der Nase herum - aber ich befürchte, dass sie das nicht so lustig finden... Liebe Grüße Deine Antonia

Und zum Schluss für alle Karvnevall-Jecken: Die neue Höhner ist raus und in Namibia wird 8 Monate Karnevall gefeiert.... Jeden Monat in einer anderen Region, da geht einiges.... Allaf und Hellau


Eure 5 Massmänner und Opi Eberhard


Sonntag. 11.10 – Sossusvlei, die höchsten Dünen der Welt

Nach dem gestrigen Tag wollten wir uns zunächst nicht schon wieder einer „Ganzkörpermassage“ auf den namibischen Strassen unterziehen und vor allem war keinem von uns nach frühem Aufstehen zumute; 5.30 Uhr wurde empfohlen als Abfahrt zu den großen Sanddünen im Herzen der Namib-Wüste, um einen der meistphotographierten Sonnenaufgänge der Welt mitzuerleben. Schließlich einigten wir uns auf eine Abfahrt um 7.00, für namibische Verhältnisse eine eher normale Zeit, da der Tag in der Regel früh beginnt (Nur als Info, falls jemand mal nach Namibia fährt, wahrlich nicht das ideale Land für Langschläfer....) Von den Mädels hagelte es starke Proteste, aber mit kleineren „Bestechungsmaßnahmen“ bekamen wir diese Unstimmigkeiten in unserer Reisegruppe in den Griff. Der Wärter an der Lodge Ausfahrt verabschiedet uns fröhlich winkend mit den Worten: „The Massmann Kindergarden is leaving... und die Mädels freuten sich. Glücklicherweise wurde wir für unseren Entschluss belohnt, denn die Hälfte der Strecke war asphaltiert. Die Scenery gab das Übrige dazu. Wir kamen erneut in den Genuss eines völlig neuen Landschaftsbildes. Gelbes Steppengras, auf denen Oryxherden weideten vor hohen versteinerten Sanddünen. Am Ende der Asphaltstrasse stiegen wir (gegen ortsübliches, touristisches Aufgeld) in einen 4x4 Drive und wurden in die Sandwüste kutschiert. Als Tourist kann man in Namibia einfach nicht verloren gehen.

... und wieder steckten wir alle im tiefen, roten, feinkörnigen Kalaharisand, unsere Füße und Klamotten färbten sich rötlich – gerade hatten wir den letzten Sand aus den Ritzen entfernt – aber wir haben ja Zeit und sind im Urlaub... Der Aufstieg begann auf eine der ältesten und größten Dünen der Welt. Laut Geologen sollen die Dünen 50 Millionen Jahre alt sein, welches anhand der versteinerten Dünen – jetzt Felsformationen- festgestellt werden konnte. Der apricotfarbende/rötliche Sand wurde vor Millionenjahren ursprünglich aus der Kalahari-Wüste übers Meer und frühere Flüsse angespült und ins Land getragen. Ein Weg über mehrere 100km, der heute nicht vorstellbar ist.

Der Anstieg auf dem schmalen Grat wurde von allen 5 gut bewältigt. Nicoletta erreicht den Gipfel auf der ca. 300m hohen Düne souverän als erste von uns. Und selbst Antonia überholte eine größere Gruppe Studiosus-Reisender. Der Abstieg war eine herrliche Rutsch- und Funpartie. Wir alle setzen uns auf den Hosenboden und ab ging die downhill-ride, im weichen und warmen Sand. Total eingesaut kamen wir unten an. Erik und Nicoletta kletterten gleich noch mal hoch und wieder ging’s bergab.

Auf der Rückfahrt bewies sich wiederum, dass Kinder nicht eine ewig gleiche und bekannte Umgebung brauchen, um sich wohl zu fühlen. Nicoletta hatte auf dem iPhone die in weiter Voraussicht gespeicherten Weihnachtslieder entdeckt und so wurde fröhlich zu üblicherweise aus anderer Umgebung bekanntem Liedgut im Auto getanzt.

Montag, 12.10 – Nichts los auf Namibias Strassen

Swakopmund ist unser heutiges Ziel. Die Schotterpisten haben uns wieder und wir dachten es könnte nicht einsamer werden. Aber es geht. Es wurde karg und karger und karger. Zunächst kletterte die Strasse sogar einige Pässe hoch und runter. Dann gab’s nicht als Steppe, Steppe und Steppe und das Gras wurde weniger und weniger und schließlich nur Sand, Sand, Sand..... sonst nichts. Kaum zu glauben, bis zum Horizont nur Sand, gefühlt könnten wir auch in den Arabischen Emiraten oder sonst wo sein. Ab und zu treffen wir ein entgegenkommendes Auto, ansonsten nichts, eine Panne wäre blöd jetzt. Kurzer Halt mit Picknick in der kilometerlangen Ebene bei gleißender Sonne, zu unserem Erstaunen bei vollem Handyempfang – in Namibia eher selten der Fall.

Nach ca. 150km passieren wir Salzabbauanlagen und sind plötzlich an der Küste. Sanddünen, Strassen gesäumt von Palmen (Erinnerungen an Dubai werden wach), so erreichen wir unser Tagesziel, das Fishriver Gästehaus in Swakopmund. Zur großen Beruhigung einer Teilgruppe finden wir abends ein nettes Bayview Lokal mit Pommes.

Dienstag, 13.10.2009

Nach dem vielen Sand brauchen wir eine Abwechslung und unternehmen eine Delphin/Whale Watching Tour in Walvis Bay. Auch die Studiosus Freunde sind wieder an Bord. Oft treffen wir andere Reisende, die wir schon von Lodges oder Tankstellen kennen; die diversen Reiserouten entsprechen sich doch letztlich in Bezug auf Highlights und Wege. Und wie überall gibt es nette und stoffelige Weggefährten, die man so antrifft. In den Lodges ist manchmal auch nicht jeder Gast gleich überschwänglich ob seiner Freude, die Großfamilie in der Hütte oder am Abendbrottisch neben sich zu entdecken.

Delphine sehen wir viele, riesige Seehundkolonien können in Ruhe vom Boot aus beobachtet werden. Die Tiere kennen die „Touries“ und wissen was ihnen gefällt. Kaum erschallt der Pfiff der Schiffer weiß der lokale Pelikan, das Feeding-time ansteht; diverse Pelikane und Möwen kommen elegant angeflogen, schnappen sich zur großen Freude der kids im Flug Fische aus deren Hand und landen anschließend elegant auf dem Wasser. Walvis Bay ist der bedeutendste Seehafen Namibias, hier wird viel investiert, um die Region zu fördern. Viele Industrien sind angesiedelt, Fischverarbeitung, Reparatur und Überholung von Bohrinseln aus den Nachbarländern, Container warten auf Be- und Entladung. Von Containerschwemme und nicht vercharterten, herumliegenden Frachtschiffen, deren Anblick man aus Europa kennt, ist hier erfreulicherweise nichts zu sehen.

Mittwoch, 14.10.2009 Deutscher als Deutsch

Das hätten wir nicht gedacht: Ein Stückchen Deutschland am Rande der Wüste und teilweise Deutscher als Deutsch. Viele Gebäude erinnern an die alte Kolonialzeit – Deutsch scheint die Hauptsprache auf der Strasse zu sein, deutsche Buchhandlung, deutsche Apotheke. Die Leute nicht nur in Swakop sprechen häufig lieber deutsch als englisch, auch in den Läden wird man lieber auf deutsch bedient. Die kleine Mall erinnert stark an „Wertheim-Village“. Es ist schon ein komische Gefühl ca. 8.000km entfernt diese „Enklave“ zu entdecken. Vielleicht wären wir nicht so überrascht gewesen, hätten wir uns (noch) besser auf die Reise vorbereitet.... Aber wer barfuss in letzter Sekunde ins Auto springt....

Nichtsdestotrotz, das Leben hier ist beschaulich und das Tempo runtergefahren. Ein Besuch im Heimatmuseum von Swakopmund ist heute unser kulturelles Highlight. Das Gefühl lässt uns nicht los, dass die Zeit hier ein wenig stehen geblieben ist. Es ist interessant, ein wenig mehr Informationen über „Deutsch-Südwest“ zu bekommen, das schadet uns allen nichts. Und die „Reichsflagge“ gibt’s auch noch zu kaufen. Ehrlich gesagt, teilweise gewöhnungsbedürftig, aber absolut nicht miss zu verstehen mit politischer Gesinnung. Auch das Lernen wir hier. Der Spielplatz vor dem Museum ist die entsprechende Entschädigung für die Mädels und Spielplatzgespräche mit reisenden Arbeitssuchenden bringen uns die politischen Verhältnisse des Landes, die Weite Afrikas sowie die „Grenzübertrittsverhältnisse“ Afrikas näher. Angola fällt immer wieder als Beispiel für eines der schwierigeren Länder Afrikas (in Bezug auf Straßenverhältnisse, Politik, Ernährung und überhaupt...)

Donnerstag, 15.10.2009 – Samstag 17.10.2009 – Back to the Countryside

Wir verlassen Swakopmund gen Nordwest und bereits nach 10km hat uns die Wüste wieder. Auf Dauer wäre diese Stadt nichts für uns. Mit Stopover und Picknick im Nationalpark rund um die Spitzkoppe kommen wir auf „Okumitundo“ an. Eine 100 Jahre alte Farm, die seit 2 Generationen im Besitz einer Düsseldorfer Familie und verpachtet ist. Hier verbringen wir zwei entspannte Tage mit außerordentlich netten und fröhlichen Gastgebern und Gästen. Das Pächterehepaar, Cornelius und Daniela (die sowohl erfolgreiche Dressur-Juniorin in Deutschland war, als auch – z.T. in Bayern aufgewachsen – amtierende Faschingsprinzessin der Region ist) zeichnet sich nicht nur durch hervorragend selbstgemachten Käse sondern auch durch extreme Gastfreundschaft aus. Die neue Höhner CD läuft regelmäßig. Karneval wird hier nicht so eng gesehen wie in Deutschland, 8 Monate lang wird jeden Monat in einer anderen Region Hellau und Allaf gerufen. Auch das Oktoberfest wird landesweit gefeiert.

Opi Eberhard kommt zu seinem täglichen Ausritt auf namibischen Hannoveranern, morgens um 7 Uhr trifft sich eine kleine Jogginggruppe, alles fast wie zuhause.

Erstmalig treffen wir auch auf Familien mit Kindern. Nicoletta schließt schnell Freundschaft mit dem 8-jährigen Sohn der Farm und wir sehen sie eigentlich nur zu den Mahlzeiten. Die Farm bietet Bushwalks, Ausritte, Safarifahrten, diverse Vogelgehege, Swimmingpool. Auf der Veranda sitzend oder beim Abendessen unter freiem Himmel bei spannenden Gesprächen mit anderen Gästen, den Farmmanagern oder dem gerade hier weilenden Besitzer der Farm lernen wir einiges über Land und Leute, z.B.

- Den fehlenden Mittelstand in Namibia

- Den Wandel der regierenden SWAPO von einer ursprünglich marxistisch-leninistischen Ausrichtung hin zu einem marktwirtschaftlichen / staatlichen Vorgehen

- Die Haupterwerbsquellen des Landes sind: Diamantenabbau, Urangewinnung, Fleisch- und Fischexport und Tourismus.

- Die Analphabetenquote liegt bei 10%.

- Inzwischen werden viele chinesische Arbeiter nach Namibia „gelockt“, die in den Minen arbeiten.

- Die letzte Wahlbeteiligung lag bei 93% (!!)

- Über 50% der Bevölkerung gehört den Ovambo an, die größtenteils im Norden wohnen.

- Wer seine Ehefrau beschimpft, kann dafür zu einigen Jahren Gefängnis verurteilt werden!

In diesem Sinne Männer seit nett zu Euren Frauen....

1 Kommentar:

  1. Genau so habe ich Swakopmund auch kennen gelernt als ich 2000 mit German Navy da war schon echt faszinierend Papi denk an die Aufkleber

    AntwortenLöschen