Freitag, 5. März 2010

16.2. - 24.2.2010 Fiji – unser temporäres Paradies



Pacific Air landet in der strahlenden Sonne in Nadi und setzt gleich die richtigen Zeichen in puncto Wetter für die nächsten 8 Tage. Eigentlich sind wir nur hierher gekommen, weil es a) auf der Strecke lag – grob gesehen – und b) viele Australier uns gesagt haben, das seien die Strände, wo man hinmüsse. Alles andere auf der Welt sei nicht so schön. Sie sollten Recht behalten. Und wir waren schon begeistert von den australischen Stränden und Buchten...

Die erste Nacht verbringen wir eher zufällig aufgrund Lonely Planet „Our Pick“ im Aquarius Fiji nahe des Flughafens und bewohnen unser eigenes 6-Bett Dormitory. Vor Ort stellt sich raus, dass alleine dieser Ort schon allen Beteiligten Freude macht, da der Pool ca. 100m vom Strand und Meer entfernt liegt. Beides lässt sich bei gutem Essen auch am Abend von der in lauschige Farben gehüllten Bar schön beobachten. Am nächsten Tag mieten wir uns ein Auto für die Fahrt in die Hauptstadt Suva. Üblicherweise fliegt das Gros der Touristen sofort weiter in ihre Ressorts auf einer der 330 Inseln und übergeht die Hauptinsel Viti Levu. Diesem Vorwurf wollten wir uns nicht aussetzen und haben extra 3 Tage dafür vorgesehen. Passend zur Hitze bekommen wir ein schwarzes Auto und machen uns auf den Weg entlang der Südküste, der sog. Coral Coast nach Osten. Die Warnung ob des ruppigen Fahrstils im Hinterkopf schlängeln wir uns die leicht hügelige Bergstrasse hoch und runter.

Der erste Stopp ist der erste Nationalpark Fijis, gegründet 1989. Der Sigatoka National Park mit den seinen 5km langen Dünen entspricht ganz und gar nicht unseren Erwartungen. Der 1-stündige Marsch durch grau-braunen Sand, Wald und Dünen endet an einem rauen Strand, der so ganz anders ist, als wir es in Fiji erwartet hätten. Voller angeschwemmtem Holz bei stürmischem Wellengang, passenderweise wird das Klima rauer und die ersten Regentropfen sind zu spüren.

Zurück geht’s durch den um 1960 angepflanzten Mahagoni Wald. Die Mädels schlagen sich tapfer in der schwülen Hitze, dennoch sind sie froh, als wir wieder in unserem luftgekühlten Wagen sitzen und weiterfahren.

Die Weiterfahrt in strömendem Regen bringt uns zum Nudel-/Pizzastopp Pacific Harbour an einem Teich, dessen Lilien Arianes photographisches Talent voll herausfordern. Und Erik denkt: „Mal wieder ein Foto bei dem der Betrachter nur bedingt erkennt, dass es auf Fiji aufgenommen wurde“.

Mehr als ein kleines geschlossenes „Art Village“ hat Pacific Harbour nicht zu bieten. Bei strömendem Regen fahren wir gemütlich weiter nach Suva, der mit ca. 194.000 Einwohnern bei weitem größten Stadt des Inselreiches. Von der Militärregierung, die zum wiederholten Male die Führung des Landes in einem Putsch übernommen hat, ist nichts zu sehen. Generell scheint dieses Thema hier recht Wenige zu interessieren. Es sei halt eine Regierung, die aber für die einzelnen Inseln und deren Schäden nach den letzten Zyklonen zu wenig tue. So zumindest die Aussage unserer Gesprächspartner. Interessanterweise gibt Australien und Neuseeland eine Reisewarnung für Fidschi, an die sich offensichtlich wenig Reisende halten. Wir übernachten in der Raintree Lodge etwas außerhalb Suvas, einer netten am See im Regenwald gelegenen Eco-Lodge. Heute ist die Villa „California“ die unsere. Es regnet immer noch; so stellt sich uns die Frage, ob es wirklich die richtige Entscheidung war, innerhalb der Regenzeit auf die Fidschis zu fahren. Wir werden sehen. Suva bietet uns den Municipal Market mit schönsten Blumen und Obst-Dekorationen, Erik einen Friseur und allen einen netten Rundgang durch das kleine Zentrum.

Sehr wenige Touristen und südländische Musik aus den Läden prägen das Bild, ansonsten ist die Stadt eher überschaubar. Gegen 14.00 machen wir uns auf den Rückweg, diesmal bei strahlendem Sonnenschein. Alles wird gut.

Zurück in Nadi übernachten wir nochmals im Aquarius und verbringen einen netten Abend mit einer Holländisch/Sächsischen Familie, die täglich auf ihr „Arbeits-Visum“ für Australien wartet. Vor Jahren haben sie den Antrag auf Einwanderung gestellt – interessanterweise ohne das Land zu kennen – wohnen nun schon einige Monate in Adeleide und haben just in diesen Tagen die Info bekommen, das Visum könne abgeholt werden. Zuhause alles verkauft, machen sich die Eltern mit 2 fast erwachsenen Töchtern auf in die neue Welt.

Am nächsten Morgen geht’s dann rechtzeitig zum Hafen. Schnell noch einen Capuccino und zwei Kakao für die drei Mädels und schon heißt es gemäß „Fiji-Time“ ca. 50 min nach offizieller Abfahrt „Ready for Boarding“. Wir fahren nicht mit dem Speedboot, sind aber trotzdem recht flott unterwegs. Waya, eine kleine Insel im Süden der Yasawas-Gruppe an der Westküste von Viti Levu ist unser Ziel. Beste Traumschiffkulisse gleitet an uns vorbei – zum Glück ohne Sascha Hehn. Hellblaues Wasser, knallgrüne Inseln mit weißem Strand. Immer wieder gleitet unser Blick nach vorne in Richtung Steuermann. Wie sieht wohl unsere Insel aus? Und wann sind wir da? Aber das breite Kreuz und der kräftige Nacken des Bootsführers versperren den Weg. Die Augen bleiben auf dem Schriftzug „Octopus Resort“ hängen und lassen unsere Neugierde auf die nächsten Tagen steigen. Und wieder fliegt eine kleine von weißem Strand eingerahmte Insel an uns vorbei. Zum Glück gibt’s keinen hohen Wellengang, denn Alexia ist nicht wirklich sehfest. Nach ca. 1 ½ Stunden drosselt unser souveräner Steuermann das Tempo. Vor uns stahlblaues Wasser und ein ca. 1,5 km langer weißer Strand. Zwischen Palmengruppen sind kleine reetgedeckte Blockhäuschen angesiedelt, durch das Wasser schimmert die eine oder andere Koralle. Hier werden wir die nächsten 6 Tage verbringen. Für den Anfang nicht schlecht – so lässt sich die feucht tropische Hitze aushalten. Wie sich das gehört, empfangen uns einheimische Gesänge und Gitarrenspiel am Strand, ein erster Geschmack auf die hochgelobten Fiji-Chöre.

Ein nettes, unkompliziertes und aufgeschlossenes Team empfängt uns mit dem Begrüßungs „Kava“ – ein Getränk der Einheimischen, welches zu besonderen Anlässen getrunken wird. Für unseren Gaumen ist dieser aus den Wurzeln von Pfefferbäumen gewonnene Drink nicht wirklich geeignet. Aber die Zeremonie passt zur Stimmung und hebt die Stimmung durch eine leicht „anästhesierende Wirkung. Das Publikum ist bunt durcheinander gewürfelt, denn für jeden Geldbeutel gibt es entsprechende Übernachtungsangebote, Dormitory mit Fan/AC, ohne Fan, Hütte mit Oceanview, Strandblick mit Fan/AC. So kommen Backpacker mit wohlsituierten Senioren und Familien mit Kindern zusammen. Die Mädels werden zum Glück nicht so umlagert wie in Indien, auch die im Vorfeld permanent erwähnte geradezu überschwängliche Kinderfreundlichkeit ist erfreulicherweise wesentlich entspannter als erwartet.

Schnell beziehen wir unsere Hütte mit Strandblick und Fan, 20qm für uns 5 ist unsere Wahl. Sensationell die Outdoordusche.


Die nächsten Tage lungern wir am Strand, am Pool oder im Wasser herum. Das Korallenriff direkt vor „der Haustür“ wird in diversen Schnorchelgängen erkundet und bietet für uns unerfahrene Schnorchler schon Einiges. Nicoletta ist geradezu fasziniert von der Unterwasserwelt und so geht sie regelmäßig im Schlepptau von Ariane oder Erik in die Fluten, entdeckt Nemo und sonstiges Unterwassergetier. Auch Alexia traut sich vorsichtig an das Schnorcheln heran.





Aber nur Strand und Meer geht dann doch nicht bei uns und so schließen wir uns manches Mal dem straff organisierten Wochenprogramm des Resorts an. Octopus Resort wurde in den frühen 90er Jahren gegründet und ist jetzt im Besitz eines Neuseeländers. Das Land ist im Besitz der Village-People von Nalauwaki, die direkt auf der anderen Seite des Berges wohnen und größtenteils auch im Resort ihre Arbeit finden.



Immer wieder werden wir auf unserer Reise mit dem Schlagwort „Ecotourism“ konfrontiert. Egal wo wir bis dato waren, ob Indien, Laos oder auch in Australien, Ecotourismus – mal mehr mal weniger gelebt - scheint inzwischen in der Tourismusbranche zum wichtigen Marketingtool zu gehören. Erik kann es nicht mehr hören und Ariane springt immer wieder drauf an. Die Konstellation auf Waya mit Nalauwaki scheint zu funktionieren: Um die Dorfgemeinschaft vor permanenten Tourismusströmen zu schützen, werden dreimal die Woche Dorfbesuche mit unterschiedlichen Schwerpunkten, wie Kindergartenbesuch, Kirchgang oder Besuch des Craft Markets mit Teilnahme an der Kava-Session und örtlichen Tanzeinheit. Die Regeln des Anstandes werden der ansonsten leicht bekleideten Horde der Besucher immer wieder aufgelistet, „keine Sonnenbrillen im Dorf“, „Frauen bitte Schulter und Knie bedecken“, „Hüte absetzen“; derart gut vorbereitet fallen wir nach unserem knapp 20 minütigen Marsch in die Dorfgemeinde ein. Von weitem ist die Gruppe „Außerirdischer“ an der schwarzen, um den Hals schleudernden Kamera gut zu erkennen, ohne digitale Kamera ist anscheinend kein Tourist mehr unterwegs. Auf alles wird das Objektiv gerichtet, selbst auf die Herde völlig stinknormaler Hausschweine. Wir nehmen zweimal an diesem Gruppenausflug teil und besuchen den Kindergarten sowie den Gottesdienst. Im Gottesdienst schlagen wir uns wacker und überlegen uns, was der Pastor seiner Gemeinde wohl zwei Stunden lang so intensiv, teilweise marktschreierisch predigt. Eine willkommene Unterbrechung sind die Gesänge des Chores sowie der Ausblick aus dem Kirchenfenster:„Meerblick“.




Die Kindergartenkinder freuen sich über den Besuch unserer drei Mädels. Nicoletta entdeckt voller Empörung die vielen in der Tat extrem schlechten Zähne der Kinder und ist mal wieder kurzzeitig motiviert, ihre eigenen Zähne ordentlich zu putzen.

Obwohl die Besuche spannend und interessant sind, denken wir manches Mal wehmütig an unsere Besuche in den indischen Dörfern nach dem Motto „Allein unter Locals“ zurück.

Bei Gesprächen mit den Einheimischen wird jedoch schnell klar, dass diese Symbiose zwischen Tourismus und Dorfgemeinschaftsleben gut funktioniert und dem Dorf seine Unabhängigkeit lässt. Octopus-Resort hat dazu beigetragen, dass die meisten Dorfbewohner ein Einkommen haben (im Durchschnitt ca. 3 Euro pro Stunde), durch den Verkauf von handgefertigten Produkten wird weiteres Geld in die Dorfkasse gespült und natürlich werden alle Besucher bei jedem Kirch- oder Kindergartenbesuch aufgefordert, ordentlich zu spenden. Klar favorisieren wir persönlich den einsamen Besuch im indischen Dorf, aber die permanent in der Schulunterricht platzenden Touristen in Laos sind auch nicht die beste Lösung, um die Bildungsrate des Landes zu steigern; dann doch vielleicht dieser straffen Wochenplan, der den „Locals“ ihr Eigenleben lässt und parallel uns Touristen Einblicke in die Traditionen des Landes gewährt? Auf jeden Fall wird es spannend sein zu verfolgen, wie sich der Eco-Tourism in den jeweiligen Ländern weiter entwickelt.

Genug der touristischen Zukunftsgedanken... Wie auch immer, wir genießen das Inselleben, mit seinem traumhaften Farbenspiel zwischen glasklarem Ozean, tropischer knallgrüner, blütenstarker Vegetation und weißem Sand. Alexia ist unsere absolute Blumenspezialistin, immer wieder kommt sie mit selbst gesammelten Blumen an, aber auch viele wunderschöne, von ihr gesammelten Muschelschalen finden ihren Platz in unserem Gepäck.


Nicoletta hingegen ist für den Kommunikationspart zuständig. Mit sicherem Blick werden die neu ankommenden Gäste gescannt und die kinderfreundlichen Backpacker herausgepickt. Mit ihrem holprigen Englisch nimmt sie in null Komma nichts Kontakt auf und hat wieder jemanden an der Angel, der mit ihr durchs Wasser tobt. Antonia ist es eigentlich total egal was gemacht wird, Hauptsache „Toni Hunger“ und „Toni mit“.

Natürlich gibt’s auch Abendprogramm: „Von Limbustick tanzen (schon vor 20 Jahren hat Ariane als Backpacker diverse Abende mit Limbustick tanzen verbracht), Quizabende und Krebsrennen gehören dazu. Der ein oder andere Cocktail wird mit neuen Freunden und Bekannten geschlürft. U.a. treffen wir hier Eva und Sander aus Holland, die mit ihrer Tochter Julia (3 Jahre) für 10 Monate in der Welt unterwegs sind. Alexia entscheidet, dass Julia von nun an ihre erste Brieffreundin sein soll.


Nicoletta und Alexia schließen Freundschaft mit „Eilena“, einer neuseeländischer Kindergärtnerin, die immer für neue Abenteuer offen scheint und hellhörig wird, dass wir immer Unterstützung zuhause gebrauchen können. Abgerundet wird der Aufenthalt im Paradies mit einer Lomi-Lomi Massage. Am nächsten Tag verstauen wir wieder alles in unsere zwei Rucksäcke, die Krackse und den Tagesrucksack. Die Kinderrucksäcke sind mal wieder kaum angerührt wurden. Bedarf an Spielzeug gab es in diesen Tag nicht.

Zu großer Freunde von Ariane werden wir für die Rückreise dem Speedboot zugeteilt. Mit 400 PS und 80 km/h fegen wir über das Wasser, zum Glück ist der Steuermann erfahren und fährt geschickt auf den Wellen mit, um die Wirbelsäule aller Passagiere ein wenig zu schonen. Alexia und Antonia fallen kurz nach der Abfahrt in ein Nickerchen, Erik hält sich wacker; Nicoletta und Ariane genießen den schnellen Ritt über die Wellen.


Nach gerade mal 55 Minuten fahren wir wieder in den Hafen von Nadi ein. Im „Aquarius“ werden wir fröhlich vom Personal und unseren holländischen Auswanderern mit einem „Bula, Bula“ begrüßt. Nach der letzten Nacht im 6er Dormitory geht’s am nächsten Tag direkt morgens zum Flughafen. Erik will seinen touristischen Dokumentationssinn noch befriedigen und bittet den Taxifahrer kurz vor der Einfahrt zum Flughafen am Straßenrand anzuhalten, damit eine Aufnahme des Flughafen-Schildes erfolgen kann. Leider wurde dieser fotografische Ausflug recht unbefriedigend beendet: Das Bild ist unscharf und umgerechnet 50 Euro Strafe mussten wir dem armen Taxifahrer, der sich eine Standpauke ob verbotenem Haltens von der örtlichen Polizei eingehandelt hat, in die Hand drücken.


Was wir nicht wissen, ist, ob der Taxifahrer, schlau genug argumentiert hat, so dass er am Ende die Gebühr als „außerordentliche Einnahme selbst verbuchen konnte.“ Wenn dem so ist, das soll es uns recht sein, wir haben die Zeit in seinem Land sehr genossen. Ein Platz auf dieser Welt von dem Ariane im Traum nicht geglaubt hat, dass sie hier jemals einige, noch dazu derart traumhafte Tage verbringen würde.


1 Kommentar:

  1. Ich weiß schon, Ihr Lieben, warum ich nur selten bei Euch vorbeischaue - das hält der gestresste, kälte-geprüfte Mitteleuropäer ja im Kopf nicht aus, Eure wunderbaren Schilderungen. Ich sage nur: -5 bis +3 Grad und Schneegriesel.... Aber erste Signale deuten ja auf Eure Rückkehr, wir freuen uns schon und wünschen Euch noch eine wunderbare, gesunde Restreise! Beeindruckten Gruß von Otto an Nicoletta und LG von
    Stefanie&Co.

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